Seit ChatGPT auf dem Markt und öffentlich zugänglich ist, schießen KI-Tools wie Pilze aus dem Boden. Nicht nur Chatbots, sondern auch immer wieder neue KI-Bildgeneratoren kommen auf den Markt. Gefälschte Bilder von einem verhafteten Trump und dem Papst im Daunenmantel machen die Runde und feuern auch die Debatte um die gesellschaftlichen Risiken von KI immer wieder an. Doch was ist eigentlich Künstliche Intelligenz und wo stehen wir bei der Entwicklung intelligenter Systeme?
Was ist Künstliche Intelligenz?
Sehr nüchtern betrachtet ist Künstliche Intelligenz eine Kombination aus Algorithmen, maschinellen Lernen und der gesteigerten Rechenleistung der letzten Jahre, die den Anschein von Intelligenz erweckt. Sie basiert auf der Annahme, dass der Prozess des menschlichen Denkens letztlich „formalisiert“, d.h. in eine Form gegossen werden kann, dass es möglich ist, eine Systematisierung des Denkens zu finden, mit der sich Denkvorgänge allgemein formulieren und formal darstellen lassen. Mit dieser Idee beschäftigten sich Philosophen bereits im 17. Jahrhundert¹. Jedoch steckt dahinter eben keine menschliche Intelligenz und auch noch lange kein Bewusstsein.
Künstliche Intelligenzen sind Systeme, die ein Verhalten nach Außen zeigen, das intelligent scheint. Solche intelligent scheinenden Systeme gibt es bereits seit den frühen 50er Jahren, als die KI Forschung begann. Diese Systeme sind in der Lage, menschliche Verhaltensweisen nachzubilden und auf diese Weise menschlich zu wirken, ohne es zu sein². Genau dies ist eine Eigenschaft, die uns an ChatGPT so fasziniert. Der Chatbot versucht Probleme zu lösen, Dinge zu erklären, Sprache zu verstehen und dialogisch mit uns zu interagieren.
Bei der Frage: Was ist Künstliche Intelligenz? lässt sich diese grob in zwei übergeordnete Bereiche unterteilen: Schwache KI und starke KI. Je nach Sichtweise kommt noch die Künstliche Superintelligenz hinzu.
Schwache KI zielt in der Regel auf konkrete Anwendungsfälle ab und versucht, ein bestimmtes Problem zu lösen. Laut dem Frauenhofer Institut gehören alle aktuellen, praktischen Anwendungen auf Basis von KI in den Bereich der schwachen KI.
Bei starker KI hingegen geht es darum, eine allgemeine Intelligenz zu schaffen, die der des Menschen gleicht oder diese übertrifft³. Solche Systeme werden nach Einschätzung von Experten in den nächsten Jahren noch nicht erreicht werden. Oft wird davon gesprochen, dass schwache KI Intelligenz nur simuliert während starke KI wirklich intelligent ist.
Schwache KI
Schwache KI hat längst Einzug in unseren Alltag gefunden. Wir finden sie zu Hauf in Anwendungen auf unseren Handys und Computern zum Beispiel in Form von Naviagtionssystemen, in Suchmaschinen oder bei der Bild- und Spracherkennung. Spotify nutzt schwache KI, um dir Musik zu empfehlen, Amazon, um dir weitere Produkte zu verkaufen und Netflix, um dir die passende nächste Serie vorzuschlagen.
Schwache KI ist dabei auf die Erfüllung einer bestimmter Aufgaben programmiert, zum Beispiel die Übersetzung eines Textes. Es sind einfache Systeme, die auf der Basis von Algorithmen in der Lage sind, Daten zu klassifizieren, und zwar basierend darauf, wie sie trainiert wurden. Schwache KI kann eine klar definierte Aufgaben mit einer festgelegten Methodik bewältigen, um komplexere, aber wiederkehrende und genau spezifizierte Probleme zu lösen. Ihre Lernfähigkeit ist dabei auf das Trainieren von Erkennungsmustern (Machine Learning) oder das Abgleichen und Durchsuchen von großen Datenmengen reduziert. Sie ist nicht darauf trainiert, darüber hinaus Fähigkeiten zu entwickeln oder Probleme zu lösen und besitzt auch keine Kreativität zum Lösen von Problemen. Am Ende erhält der Nutzer ein Ergebnis, das intelligent scheint⁴.
Was steckt hinter Schwacher KI?
Auf die Frage, was Künstliche Intelligenz ist und was nicht, hat es schon viele Erklärungsversuche gegeben. Einer davon ist der „Chinese Room“. Der Chinese Room ist ein Gedankenexperiment nach dem Philosophen J. Searle⁵.
Er machte die folgenden Überlegungen, um zu beweisen, das Künstliche Intelligenzen zwar syntaktisch Denkaufgaben lösen können, dies aber noch nicht bedeutet, dass sie dessen semantische Bedeutung auch verstehen. Oder anders ausgedrückt: Nur weil eine KI ein Problem anhand von einer vorgegeben Syntax lösen kann, heißt das noch lange nicht, dass sie das Problem und dessen Lösung auch kognitiv verstanden hat. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, schauen wir uns das Experiment näher an.
Der Chinese Room – ein Gedankenexperiment zu Künstlicher Intelligenz
Der Chinese Room ist ein Raum, in dem sich ein Mensch befindet, der keinerlei chinesische Sprachkenntnisse besitzt. Von außen erhält er Zettel auf chinesischer Sprache und außerdem Fragen zu diesen Zetteln. Der Mann spricht aber kein chinesisch, alles, was ihm zur Verfügung steht, ist ein Buch in seiner Muttersprache, das ihm erklärt, wie er die chinesischen Schriftzeichen syntaktisch korrekt zusammenstellt, um sinnvolle und erwartbare Antworten zu liefern. Anhand dieser Regeln beantwortet er nun die Fragen, die von außen kommen. Von außen betrachtet scheint es nun so, als könnte der Mensch in dem Raum chinesisch. Dabei versteht dieser den eigentlichen Inhalt seiner Antworten nicht, sondern ist nur in der Lage, diese korrekt auszugeben.
Mit dem Experiment wollte Searle zeigen, dass:
- ein Computer zwar in der Lage sein kann, ein Programm auszuführen und mit dessen Regeln Zeichenreihen sinnvoll verändern kann, er jedoch nicht zwangsläufig die Bedeutung dieser Zeichen versteht
- Und genau diese syntaktische Informationsverarbeitung künstlicher intelligenter Systeme reicht nicht aus, um semantische Repräsentationen bzw. semantisches Bewusstsein zu erzeugen, das für menschliches Denken charakteristisch ist
- Es ist dies nur die Fähigkeit Syntax zu befolgen, aber nicht Semantik, also Wortbedeutung im eigentlichen Sinne zu verstehen
- Deswegen sprechen wir in diesem Zusammenhang von schwacher KI⁶
In dieser Hinsicht unterscheiden sich Künstliche Intelligenzen ganz wesentlich vom Menschen und es ist gleichzeitig auch der Grund, warum KI in Sprachanwendungen so interessant sind. Es ist nämlich um ein Vielfaches schwieriger und aufwendiger, einem Computer Semanik beizubringen, als lediglich Rechenoperationen von ihm zu erwarten. Deswegen braucht es für Chatbots wie ChatGPT Terabytes von Trainingsdatensätzen, um ihm Kontexte begreifbar zu machen.
Starke KI
Was ist starke Künstliche Intelligenz? Als starke KI wird eine Form der künstlichen Intelligenz bezeichnet, die die gleichen intellektuellen Fähigkeiten wie der Mensch hat oder ihn darin sogar übertrifft. Es ist sodann ein „echt intelligentes System“ auf dem Level des Menschen mit einem Bewusstsein. Davon sind wir jedoch weit entfernt. Denn niemand hat eine Idee davon, wie man ein Bewusstsein schaffen könnte. Zwar ist es uns technisch möglich, komplexe neuronale Netze zu schaffen, die erstaunliche Aufgaben bewältigen können, mit einem echten Bewusstsein hat das aber noch nichts zu tun.
Dennoch können wir uns anschauen, welche Eigenschaften so ein System besitzen müsste. Die meisten KI-Forscher können sich darauf einigen, dass eine wirkliche Intelligenz die folgenden Fähigkeiten beherrschen muss⁷:
- Logisches Denken
- Treffen von Entscheidungen bei Unsicherheit
- Planen
- Lernen
- Kommunikation in natürlicher Sprache
- Alle diese Fähigkeiten zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels einsetzen
Auf Basis dieser „Intelligenzbereiche“ ist eine starke KI in der Lage, Aufgaben und Probleme selbstständig zu erkennen und zu definieren und sich entsprechendes Wissen zu deren Lösung zu erarbeiten. Sie untersucht und analysiert Probleme und plant dann Schritte zur Bewältigung, die durchaus auch kreativ sein können. Damit unterscheidet sie sich maßgeblich von schwachen KI-Systemen, die immer nur ein vordefiniertes Problem lösen können.
Quellen zum Thema: Was ist Künstliche Intelligenz?
1: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_k%C3%BCnstlichen_Intelligenz
3: http://www.informatik.uni-oldenburg.de/~iug08/ki/Grundlagen_Starke_KI_vs._Schwache_KI.html
5: https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Zimmer
6: https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/chinesisches-zimmer
7: https://ki.thws.de/thematik/starke-vs-schwache-ki-eine-definition/